Reihe CineGraph Buch

Jörg Schöning (Redaktion):

Fantaisies russes. Russische Filmmacher in Berlin und Paris 1920-1930

München: edition text + kritik 1995
186 Seiten, 35 Abbildungen
DM 32,- / öS 234,- / sfr 29,50
ISBN 3-88377-509-6


»Fantaisies russes« dokumentiert die Arbeit russischer Film-Emigranten im Berlin und Paris der 20er und frühen 30er Jahre und ihren bedeutenden Beitrag zum europäischen Kino.

»Russenfilme« - das ist bis heute das Etikett für Agitatoren und Avantgardisten, zugleich ein Synonym für »korrekte« Ästhetik, untrennbar verbunden mit den Namen Eisenstein, Vertov, Pudovkin. Im Schatten des Ruhmreichen, klassisch-revolutionären Triumvirats sind dessen ideologische Kontrahenten, die sich nach der Oktoberrevolution Richtung Westen aufmachten, fast völlig in der Anonymität versunken: die zahlreichen Russen, die in den 20er und 30er Jahren in Berlin und Paris und im »Transitland« Polen Filme für das europäische Unterhaltungskino drehten.

Dabei sind aus der Allianz der westeuropäischen Filmindustrien mit den örtlichen »Russenkolonien« - mehr als 300.000 Emigranten lebten 1923 allein in Berlin - spektakuläre Werke für das Unterhaltungskino entstanden, die sich zu ihrer Zeit mit Hollywood messen konnten.

Die Lebens- und Arbeitssituation der russischen Filmmacher stehen im Mittelpunkt des Bandes. Porträtiert werden die Schauspieler Ivan Mosjukin, legendärer und umschwärmter Star des stummen Kinos, und Olga Tschechowa, ab den 30er Jahren die »Grande Dame« des deutschen Films; die Regisseure Viktor Tourjanski, bis in die 60er Jahre Unterhaltungsfilmer in Deutschland und Italien, und Viktor Trivas, der Avantgardist; die Produzenten Josef Ermolieff, der in Paris und München russische »Film-Kolonien« lenkte, Gregor Rabinowitsch, der für die Ufa aufwendige Fantasy-Abenteuer herstellte, und Wladimir Wengeroff, der Hollywood den Kampf ansagen wollte.

Inhalt

  • Thomas Brandlmeier: Brillanten und Brillantine. Exilrussen und Filmrussen
  • Jörg Schöning: Vom Russen-Club zum Russenkult. Kleines Brevier zur russischen Film-Emigration
  • Jerzy Masnicki, Kamil Stepan: Auf kürzestem Wege. Das »Transitland« Polen
  • Lenny Borger: Experten für Luxus und Extravaganz. Die russische Kolonie in Paris
  • Alexander Schwarz: Der mobile Produzent. Iosif Ermol’ev in Rußland, Frankreich, Deutschland, USA
  • Daniel Otto: »...die Filmindustrie Europas retten!« Wengeroff, Stinnes und das »Europäische Filmsyndikat«
  • Michael Töteberg: Geschäftsgeheimnisse. Gregor Rabinowitsch und die Ufa-Russen-Allianz
  • Günter Agde: Mit Blick auf die Heimat. Russische Filmkünstler im deutschen Exil
  • Jochen Meyer-Wendt: Zwischen Folklore und Abstraktion. Der Filmarchitekt Andrej Andrejew
  • Jeanpaul Goergen: Künstlerische Avantgarde, visionäre Utopie. Die Regisseure Victor Trivas und Alexis Granowsky
  • Wolfgang Jacobsen: Arrangeur verborgener Gefühle. Anmerkungen zum Regisseur Viktor Tourjansky
  • Daniela Sannwald: D’autre monde. Der Schauspieler Ivan Mozzuchin
  • Fritz Mierau: Die hamburger Rechnung. Zur Topografie der russischen Deutschland-Mythen
  • Jörg Schöning: Ausgewählte Filme, Kurzbiografien

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