Recherche : FILM

Quellen und Methoden der Filmforschung


Herausgegeben von Hans-Michael Bock und Wolfgang Jacobsen.
272 Seiten, DM 38,-- / öS 268,-- / sfr 35,--. ISBN 3-88377-550-9

München: edition text + kritik, 1997

Ein Handbuch, das einen Überblick gibt über filmhistorische Forschungsmethoden und Darstellungsweisen und über die wichtigsten Quellen - seien es Bücher, Zeitschriften, Datenbanken oder Filmkopien. Ergänzt wird diese Vorstellung der Basis filmhistorischer Arbeit durch kritische Darstellungen von speziellen Schwerpunkten der historischen Forschung. Die Geschichte des Films in Deutschland ist der zentrale Bezugspunkt, doch ist - wie bei allen CineGraph-Projekten - die internationale Perspektive wichtig, und so werden auch zentrale Werke und Methodentrends aus West und Ost mit herangezogen.

Ein solches Buch ist ein Desiderat auf dem deutschen Filmbuch-Markt. Es will Orientierungshilfe sein - etwa für Studierende der Film- und Medienwissenschaft; es soll aber auch Interessierten und Fachleuten einen Zugang zu benachbarten Spezialgebieten ermöglichen, wie ein Stichwortgeber funktionieren: knapp und fundiert. Historisches, Methoden, Moden, Quellen werden eingeordnet und bewertet, pointiert und meinungsfreudig.

Der erste Teil offeriert einen Gang durch die wichtigsten Epochen der deutschen Filmgeschichte. Die Autoren stellen die zeitgenössischen Publikationen (Bücher, wichtige Zeitschriften, Filmkritik) in ihrem Zeitbezug vor und als Quellen für die heutige filmhistorische Forschung: Sabine Lenk und Frank Kessler (Nijmegen) zum frühen Film, Sabine Hake (Pittsburgh) zum Weimarer Kino, Heike Klapdor (Berlin) zum Exil-Film, Ulrich von Thüna (Bad Godesberg) zur Filmpublizistik nach dem Krieg.

Die zweite Abteilung präsentiert wichtige Methoden-Schulen und untersucht ihren Wert für die historische Forschung und Publizistik: Claudia Lenssen (Berlin) über die »Klassiker«: Lotte Eisner und Siegfried Kracauer; Heike Klippel (Frankfurt) über die filmtheoretischen Ansätze »Nach 68«: Kritische Theorie, Strukturalismus, Feminismus; Hans-Joachim Schlegel (Berlin) skizziert den Stand der Filmforschung in Osteuropa; William Uricchio (Utrecht) stellt die wichtigsten Richtungen der anglo-amerikanischen Methoden vor; Thomas Koebner (Mainz) schreibt über Filmgeschichte als Mediengeschichte; Bernard Eisenschitz (Paris) behandelt die französischen Schulen unter dem Aspekt von Kanonbildung und Legendentransfer in internationalen Filmgeschichten.

Der dritte Teil enthält eine detaillierte kritische Sichtung der wichtigsten Handbücher, Filmografien und gedruckten Quellen zur Geschichte des Films in Deutschland wie auch Querverweise auf ausländische Standardwerke; Detlev Balzer (Burg/Dithmarschen) untersucht Perspektiven und Brauchbarkeit von Datenbanken und CD-ROM für die filmhistorische Arbeit; Rolf Aurich (Berlin) gibt Hinweise auf Archive und Bibliotheken.

Im vierten Teil wird in Form kurzer kritischer Literaturberichte der Stand der Forschung zu wichtigen Aspekten der Filmgeschichtsschreibung umrissen: Werner Sudendorf (Berlin) über das Weimarer Kino; Jan-Christopher Horak (München) über die Ufa; Eric Rentschler (Irvine) über die Nazi-Zeit; Claudia Dillmann (Frankfurt) über den Neuen deutschen Film; Horst Claus (Bristol) über die DEFA; Ennio Simeon (Triest) über Filmmusik; Thomas Brandlmeier (München) über Filmtechnik; Hans Helmut Prinzler (Berlin) über Filmgeschichte im Fernsehen; Dietrich Kuhlbrodt (Hamburg) über Avantgarde und Experimentalfilm; Tom Saunders (Victoria) über Filmwirtschaft; Rainer Rother (Berlin) über den Film in der allgemeinen Geschichtsschreibung.