Transatlantische Verleih- und Produktionsstrategien eines Hollywood-Studios in den 20er und 30er Jahren
Materialien zum 13. Internationalen Filmhistorischen Kongreß, Hamburg, 
16. - 18. November 2000.

Zeitgenössische Pressestimmen


Der Weltfilmgott Joh. (1926)

Herr Laemmle in Amerika
Sprach eines schönen Tages: "Ha!
Ich lese da in einem Brief,
In Deutschland drüben geht es schief,
Die armen Jungen haben Sorgen.
Da muß ich ihnen doch was borgen!
Wozu ist in Amerika
Der gute Onkel Laemmle da?!"
Schwupps! Kam er über'n großen Teich
An Plänen und an Worten reich
Und dachte sich: "Was ich auch tu'-
Die Arme auf! Die Taschen zu!"
So setzte freundlich er und bieder
An dem Beratungstisch sich nieder.
Man hörte zu und saß und saß.
Er sagte dies und sagte das
Von seiner großen Schwärmerei
Für deutsche Kunst, jedoch dabei
Vergaß er, mit den Dollarstücken, 
Wie's nötig war, herauszurücken,
Er dachte doch den ganzen Tag
Nur an den Lieferungsvertrag,
Und als er den Vertrag mal hatte,
Da wurde flauer die Debatte,
Denn es mißlang ihm, die Kollegen
Am grünen Tisch hineinzulegen.
Er schüttelte den Kopf: "Zu dumm!
Die merken meinen Schmus! Warum
Kam ich denn auf den Kontinent
So eilig, wenn mir der Patient,
Den ich doch schon ganz tot geglaubt,
Ihn zu sezieren nicht erlaubt?
Ich will ja doch der Ufa Bestes.
Kann ich's nicht kriegen, hol' die Pest es!"
Und weil sein Hunger nicht gestillt,
Bespritzt er ungestüm und wild
Als neugeback'ner Weltfilmgott
Europa jetzt mit Hohn und Spott:
"Berlin? Paris? Ha, ich muß lachen!
Es ist doch Dreck nur, was die machen!
Die Regisseure und Poeten
Sind durch die Bank Analphabeten.
Die müssen, um was zu verstehen,
Bei mir erst in die Schule gehen!"

Joh.,
Film-Kurier, Nr. 32, 6.2.1926


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