Triviale Tropen

Materialien zum 9. Internationalen Filmhistorischen Kongreß, Hamburg, 1996
Zeitgenössische Pressestimmen

Weite Tropenwelt auf kleinem Atelierraum

 

Käthe von Nagy und Albin Skoda in "Liebe, Tod und Teufel"


Dreharbeiten zu LIEBE, TOD UND TEUFEL, Regie: Heinz Hilpert, Reinhart Steinbicker. Montage aus Film-Kurier, Nr. 236, 8.10.1934 und Nr. 249, 23.10.1934


Acht Ateliers in einem - eine Schachtel-Welt, die Schöpfung wie ein Kinderspiel, so hat sie Otto Hunte wieder einmal in einer Ufa-Halle verwirrend aufblühen lassen. Da wuchert der Tropenwald aus dem Boden. Eine felsige Palmenlandschaft. Die Techniker sind wie vergraben in diesem Palmen-Gestrüpp. Aufheller drum herum wie ein Kranz von blausilbernen Monden, die auf die Erde gefallen sind.

Davor ein grüner See. Käthe von Nagy badet drin. Susanne im Tropenbad.

Ferner: eine Bazar-Straße, ein geräumiger Markt.

Des weiteren: Inneres eines Raritäten-Ladens.

Neues Bau-Ereignis: eine Teufels-Bar - und noch eine plastische Dekoration. Der Dreimaster »Tropic Bird« - Schwalbe aus den Tropen, ein wüster Sperling. Man erklettert das lebensgefährliche Räuberschiff, das in Schaukel-Stellung gebracht werden kann. Ein paar Schiffsstockwerke. Tolles Interieur.

Was wären ohne diese Milieu-Verschwendung ein internationaler romantischer Film und seine Aufnahme? Immer wieder überlisten die Mittel der Traumfabrik die Künstler, in die erhitzte Phantasie solcher Film-Geschichten willig zu fliehen.

Viel ist auch aufgewendet worden, um »Das blanke Haus« - so heißt der wundervolle Tropenbau - hinzustellen.

Außen und innen schneeweiß, die hohen Innenräume mit eigenartigen, originell geschnitzten und bunt bemalten Totempfählen - sie sind alle echt -, seltsamen Waffen und mit merkwürdigen Wandteppichen, aus bemaltem Papyros geschmückt. In der Halle steht auf einer von unten her erleuchteten riesigen Glasplatte, die von einem Dutzend kleiner Elfenbein-Platten getragen wird, ein großer weißer Elefant - eine wundervolle Plastik der Ufa-Bildhauer -, so zeigt sich dieses »blanke Haus« als ein skurriles Teufelsgeschenk.

Keiner bekommt den Tropenkoller in diesem Palmen-Waldes-Winkel. Es klappt gut. Umlauff sen., der ehrwürdige Hamburger Schätzesammler, hat Götzen und Götter en gros geliefert. Arm in Arm mit dem Bildhauermeister Zeyer werden Tropen-Wunder in allen Nüancen ausgegossen, die den Glanz eines DIEB VON BAGDAD-Filmes mit der heißen Luft der amerikanischen Südsee-Bilder vereinigen sollen.


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