... aus dem Geiste der Operette. Materialien zum 10. Internationalen Filmhistorischen Kongreß, Hamburg, 20. - 23. November 1997.
Zeitgenössische Pressestimmen

Kinomusikalische Streifzüge

aus: Der Artist, 9.6.1921


Die Vorankündigungen der Fachpresse melden, daß wir im Laufe dieses Sommers sechs Operettenfilme zu genießen und zu behandeln haben werden. Bis jetzt nämlich. Sicher kommen im Laufe des Sommers noch einige Spielfilme hinzu. Das wäre im allgemeinen eine recht erfreuliche Angelegenheit für den Kinokapellmeister, der ja gern die Gelegenheiten ergreift und begrüßt, sich in größerem musikalischem Rahmen zu betätigen, sich als Leiter eines größeren Orchesterapparates Lorbeeren zu holen, sich ferner als Dirigent eines Gesangsensembles hervorzutun. (...)

Das Berliner Kinopublikum ist mit Operetten überfüttert und hat seit zwei Jahren für die Filmoperette erst recht wenig übrig. Doch die Filmoperette muß unbedingt in Berlin herauskommen, weil das für das auswärtige Geschäft unumgänglich notwendig ist. Der Berliner Kinokapellmeister braucht nicht zu bedauern, daß ihm die Filmoperette meist entgeht. (...)

Man ist doch Kinokapellmeister, und man befaßt sich als solcher mit Vorliebe mit filmmusikalischen Kunstwerken. Dennoch muß gesagt werden, was heute kein Geheimnis mehr ist. Die Filmoperette ist kein Geschäft, wir haben von ihr sehr wenig zu erwarten. Zu dem Musikfilm muß ein anderer Weg führen, als jener über die Operette; zu dem Musikfilm werden wir erst gelangen, wenn die Filmoper und die Filmoperette auf eine andere Basis gestellt werden. Heute sind beide Gattungen bloß ein Abklatsch der Bühnenoper und der Bühnenoperette, und von beiden Gattungen genießt der Großstädter das Original lieber als die schwache Kopie ...


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