... aus dem Geiste der Operette. Materialien zum 10. Internationalen Filmhistorischen Kongreß, Hamburg, 20. - 23. November 1997.
Zeitgenössische Pressestimmen

TonfilmKarrieren

Debüts und Talente


Willy Forst

Was der Schauspieler erzählt.

Film-Kurier, 8.1.1931

Auf der Schule war ich immer Erster - im Turnen. Am schlechtesten war ich im Singen. Dabei blieb es auch, als ich später zum Theater ging. Ich versuchte zwar auch am Theater zu singen, brüllte aber immer derart, daß anstatt Töne nur heiße Luft kam. Ich wollte immer laut sein, um mich allen Anwesenden vernehmlich zu machen. Dabei sagte meine Braut immer (die Rolle wurde manchmal auch umbesetzt), daß ich so eine schöne Stimme hätte! Das hatte aber einen tiefen Grund: Ich sang ihr nämlich ganz allein was ins Ohr!

Da erfand man den Tonfilm. Und alle zigtausend Zuhörer hatten plötzlich nur ein Ohr, ganz wie meine Braut, nämlich das Mikrophon!

 

Paul Abraham

Der Komponist

Film-Kurier, 14.1.1931

In dieser Woche werde ich der Uraufführung des Wilhelm-Thiele-Tonfilms Die Privatsekretärin beiwohnen. Es ist gleichzeitig mein Tonfilmdebut. Zusammen mit dem Regisseur habe ich versucht, die Handlung durch Musik zu treiben. Ich glaube, daß die drei Hauptmelodien dieser Film-Operette: »Ich bin ja heut’ so glücklich«, »Mein Herz sagt ja, doch der Verstand sagt nein« und »Ich hab’ ne alte Tante, die pump’ ich immer an« bald in aller Munde sein werden.

Nach dieser Premiere auf einem mir bisher noch unbekannten Gebiet gehe ich nach Paris und London, um dort »Viktoria und ihr Husar« bei ihrer Uraufführung selbst zu dirigieren. Am 8. Juli, genau ein Jahr nach der Premiere von »Viktoria und ihr Husar« werde ich in der Leipziger Oper meine neue Operette uraufführen.

 

Lotte H. Eisner über

WER NIMMT DIE LIEBE ERNST?

Film-Kurier, 29.9.1931

Erich Engel, der Theaterregisseur aus dem Brecht-Kreis, hat herübergefunden zum Film und er hat das mit einer glücklichen charmanten Art getan, unbelastet von dem Drum und Dran der Theatertradition.

Er bringt sich dabei sein Gutes mit, wo er es findet; vom Theater her hat er die Lust am Dialogführen. Und weil er schon in seinen Inszenierungen die neue Form der Regie gekannt hat, Bühnenszenen filmisch aufzuteilen, so gelingt ihm der Schritt von der Bühne zum Filmatelier mühelos als sei das ganz selbstverständlich.

Großen Beifall gibt es für ihn - der deutsche Film, der ihn gebrauchen kann, ist um einen einfallsfreudigen Filmregisseur reicher geworden.

 

- r. über

DER VETTER AUS DINGSDA

Film-Kurier, 15.9.1934

Der Sänger: Walther Lennep - ein sympathisches Debut vor dem Tonfilmmikrophon. Weiche duftige Stimme, die auch die Höhen wagen kann und in der Mittellage schmeichelt, dazu ein munterer Bursche, mehr Buffo als Held - er wird seinen Weg machen. Man soll ihn filmisch entpomadisieren und im optischen Ausdruck noch präziser bringen - der deutsche Tonfilm ist dann um eine verwendbare Kraft reicher.


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